In unserer neuen Themenreihe wollen wir uns noch eingehender mit den historischen Hintergründen einzelner COBI-Modelle beschäftigen. Den Anfang macht die MiG Eater, die von COBI unter der Setnummer 5854 umgesetzt wurde.
Wir klären auf, wie das Flugzeug zu seinem Namen kam und was es mit der Zeichnung auf der Flugzeugnase auf sich hat.
Vorab eine kurze Zusammenfassung
In der ersten Nacht der Operation Desert Storm wurde ein irakisches Jagdflugzeug, eine Mirage F1EQ, zerstört, das auf dem Luftwaffenstützpunkt Al Asad gelandet war. Die britische Panavia Tornado Gr. 1 mit der Kennung ZA 477 und dem Spitznamen MiG Eater wurde nun von COBI als Bausteinvariante umgesetzt.
Der Zweite Golfkrieg und Operation Desert Storm
Der zweite Golfkrieg begann im Jahr 1990, zunächst als Konflikt zwischen dem Irak und Kuwait.
Nach der irakischen Invasion in Kuwait griff eine von den USA angeführte Koalition der UN in die Auseinandersetzung ein.
Die Royal Air Force entsendete Tornado-F3-Kampfflugzeuge. Diese wurden nach Saudi-Arabien geschickt, um hier weitere Aggressoren abzuwehren. Es folgten Gr 1-Modelle in Bahrain, Tabuk und Dharan. Die britischen Tornados GR 1 und GR 1a waren in insgesamt drei Geschwadern organisiert, die MiG Eater gehörte dem 15. Geschwader an.
Der britische Beitrag zur Koalition ist unter dem Namen „Operation Granby“ oder den amerikanischen Benenunngen „Desert Storm“ – oder dem Vorläufer der Operation „Desert Shield“ bekannt.
Angriffsmissionen wie die mit den Tornados waren typisch für die britische Kriegsplanung. Sie stellen die erste Phase des Luftkriegs dar und sollten Bedrohungen durch die irakische Luftwaffe schnell erkennen und ausschalten. Später wurden Bombenangriffe gegen taktische Ziele durchgeführt, in Phase 3 wurden gezielt einzelne Ziele wie Bunker oder Brücken angegriffen.
JP233 – Submunitionsabgabesystem
Im Januar 1991 führten GR 1-Geschwader Nachtangriffe mit dem Submunitionsabgabesystem JP233 aus. Diese hatten irakische Hauptoperationsbasen als Ziel und sollten hier die feindliche Luftverteidigung unterdrücken.
Submunitionsabgabesysteme, im Englischen als Anti Runway Weapon bekannt, sollten verhindern, dass ein Feind den Flugplatz nutzt. Die JP233 war ursprünglich als LAAAS (Low-Altitude Airfield Attack System) bekannt, im Irakkrieg kamen 100 dieser Flächenwaffen zum Einsatz.
Sie wurde von den Panavia Tornados in geringer Höhe eingesetzt. Im hinteren Teil des Systems wurde Submunition verwendet, diese verhinderte die Nutzung eines Flugplatzes durch Flugzeuge, indem sie Krater in die Rollwege und Posten sprengte. Auf diese Weise wurde die Benutzung als Start- oder Landebahn unmöglich.
Im vorderen Teil kamen Antipersonenminen zum Einsatz, welche verhinderten, dass Reparaturtrupps den Schaden beheben konnte.
Submunition bezeichnet Streumunition oder Streubomben, die bei einem Tiefflug des Flugzeugs über der Landebahn abgegeben wurden. Beim Überflug wurde die Munition nach unten herausgeschossen und mithilfe kleiner Fallschirme stabilisiert.
Nicht nur der tiefe Flug war gefährlich für die Besatzung, sondern auch die Tatsache, dass das Flugzeug durch die explodierende Munition nachts hell erleuchtet wurde. Nach der zunehmenden Verfügbarkeit von Abstandsangriffsmunition und dem britischen Beitritt zum Landminenvertrag wurde die JP233 außer Dienst gestellt.
Streumunition ist heute vor allem aufgrund ihrer verheerenden Konsequenzen für die Zivilbevölkerung international geächtet.
Wie kam der Tornado GR. 1 ZA 447 nun zu seinem Namen?
In der Nacht vom 17.01.1991 auf den 18.01.1991 führte die MiG Eater unter dem Kommando von Squadron Leader Pete Batson und Wing Commander Mike Heath eine Formation von insgesamt acht Tornados an. Von der Basis Tabuk aus sollte die irakische Lufwaffenbasis Al Asad attackiert werden. Alle Flugzeuge hatten die JP233-Bewaffnung an Bord.
Die Vorbereitungen für den Tiefflug, zu denen etwa das Ausschalten der Außenlichter gehörte, waren abgeschlossen. Die Maschine war nur noch 13 Kilometer oder eine Flugzeit von einer Minute von ihrem Zielgebiet entfernt, als Heath die Lichter eines Flugzeugs ausmachen konnte, das über die Landebahn rollte. Der Autopilot wurde ausgeschaltet, er flog nun manuell. Nach einer Diskussion mit Pete Batson, inwiefern das Flugzeug eine Bedrohung für die Formation darstellte, feuerte er die Streumunition aus seiner JP233 ab, genau über der ausrollenden Maschine.
Die von Batson und Heath geflogene Tornado erwischte eine Mirage F1EQ der irakischen Luftwaffe anstelle einer zunächst vermuteten MiG als sie während ihres Angriffslaufs auf der Landebahn landete.
Nasenbemalung des MiG Eater: Ursprung des Haifischmauls
Der Panavia Tornado mit der Kennung ZA 447 und dem Spitznamen MiG Eater weist eine Nasenbemalung auf, im Englischen als Nose Art bezeichnet.
Auch viele andere Maschinen, beispielsweise der Alliierten im Zweiten Weltkrieg trugen die Kunst an der Flugzeugnase.
Dabei handelt es sich um eine personalisierte Dekoration am vorderen Teil des Flugzeugs, die zunächst aus praktischen Gründen entstand. So konnten etwa befreundete Einheiten identifiziert werden. Später verwandelte sich die Nasenbemalung in eine sehr persönliche Angelegenheit, die etwa einen psychologischen Schutz gegen die Belastungen des Krieges bot. Heute wird diese militärische Tradition als Volkskunst betrachtet.
Gestartet wurde sie von deutschen und italienischen Piloten. Das erste belegte Beispiel für eine Nasenbemalung war ein Seeungeheuer, das im Jahr 1913 auf ein italienisches Flugboot gemalt wurde.
Später waren Motive wie Pin-Ups oder Zeichentrickfiguren wie Donald Duck beliebte Motive, daneben wurden auch patriotische Figuren wie der Yankee Doodle oder Glückssymbole wie Würfel und Spielkarten auf Flugzeuge gemalt.
Berühmte Beispiele für Nasenbemalungen ist etwa die Katze Figaro aus dem Disney-Film Pinocchio, die auf der Hawker Hurricane von Ian Gleed zu sehen war.
Heute noch sind die sogenannten Virgin Girls auf den Rumpf der Flugzeuge der Virgin Air Flugline gemalt.
Eine der bekanntesten Nose Arts ist das Haifischmaul, das erstmals im Ersten Weltkrieg auf einer britischen Sopwith Dolphin und einer deutschen Roland C.II zu sehen war und später durch die First American Volunteer Group (AVG) die „Flying Tigers“ große Bekanntheit erlangte.
Auch andere Tornados, die ins Kriegsgebiet entsendet wurden, bekamen eine Zeichnung auf dem Rumpf. Fast immer handelte es sich dabei um anzügliche Grafiken, etwa entblößte Pinup-Frauen in Kombination mit salopp klingenden Spitznamen.
COBI 5854 Panavia Tornado GR. 1 „MiG Eater“ im Portrait
COBI hat das legendäre Flugzeug nun als Bausteinversion im Maßstab 1:48 umgesetzt.
Das Modell besteht aus 527 Teilen, zwei Minifiguren sind ebenfalls Bestandteil des Sets – zwei Royal Air Force Piloten. Um das Flugzeug angemessen präsentieren zu können, ist auch ein Displayständer mit dabei.
Das Set ist am 5.12.2023 erschienen. Ihr könnt es bei uns im Onlineshop Trendgames.de kaufen.
Geschichte des MiG-Eaters als Video schauen
Wie gefällt euch dieses neue Format? Schreibt uns das gern in die Kommentare. Von welchem COBI-Modell möchtet ihr gern den historischen Hintergrund beleuchtet haben?
Ich bin Jana und vor allem für die redaktionellen Beiträge und Reviews beim Steine-Kanal verantwortlich. Ab und an zeige ich auf YouTube auch das ein oder andere Set.